BESTIARIUM.

Stories von bedrohten Bestien.

Ein interdisziplinäres kreatives Schreibprojekt in Zusammenarbeit mit dem Museum Gotische Haus Spandau , Kunstbastion – Zitadelle Spandau und dem Fort Hahnenberg. Idee und Gesamtltg. Suzan Kizilirmak
September – November 2021

Ich hasse malen. auch schreiben und mit Fremden rede ich im Normalfall nicht, .aber die Eule hat irisweiße Augen. Es changiert! Ich erzähl Dir darüber.

O-Ton des Jungen, der namentlich unerwähnt bleiben möchte, 3. Klasse

Die Ausstellung begleitete ein viertätigiges Kunstvermittlungsprogramm. An verschiedenen Stationen mit vier Schulklassen in vier Wochen u.a. erfanden sie Geschichten zu den Bildern. Jana Franke bereitete dafür den Boden. Jeweils am ersten Tag machte Sie die Kinder mit den unzähligen Möglichkeiten des Kreativen Schreibens bekannt. Sie regte sie facettenreich und mit fachlichen Überblick zum Entwickeln ihrer Geschichten an. begleitete sie dabei und förderte das Zutraun in die eigenen Fähigkeiten, sodass ich in den folgenden Tagen darauf aufbauen konnte.

Suzan Kizilirmak.

Ich kann jetzt nicht raus!! Ich denke. Ich SCHREIBE!

Muham 4.Klasse, (sportlichster Junge weltweit)

Die Ausstellung BESTIARIUM.Valentina Murabito ist als begehbares Buch konzipiert. Die italienische Fotokünstlerin hat bedrohte Tiere fotografiert und in der Dunkelkammer in Fabelwesen wie eine Kuh mit vier Augen oder Fischschwanz verwandelt. Dazu haben bekannte Künstlerinnen und ein Künstler Fabeln verfasst, wie die Sängerin Etta Scollo und der für den Oscar nominierte Drehbuchautor Jan Schomburg (Ich bin dein Mensch), die Übersetzerpreisgewinnerin 2021 Timea Tankó und die Kuratorin, Suzan Kizilirmak.

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Amira erzählt, ich schrieb, von einem Bruder, der mit seiner unsichtbaren Schwester zum Spielplatz geht und sie auffordert: „Wasch Dir Dein Gesicht!“ Das tat sie. So wusch sie sich damit ihre Unsichtbarkeit ab. Beide konnten sich wieder sehen und waren glücklich bis in den Himmel.

Als ich es ihr nochmal vorlas, strahlte sie und flüsterte mir ins Ohr:
„Ich wusste nicht, dass ich Geschichten kenne.“

Amira , 4. Klasse


Vielen Kindern musste die Last des Schreibens genommen werden, damit sie in vier Stunden in einer Klassenstärke von 26 Kindern in eine Arbeitsruhe kommen konnten. Ich ließ Kinder erzählen und schrieb selbst. Schreiben die Klassenleiterinnen mit, gibt es schnell einen Berg von Literatur, Bildern und Gespräche.

Mit einer Kurzführung durch die historische Welt des Gotischen Hauses konnten sich die Kinder in die Gepflogenheiten des Mittelalters einfühlen, unterstützt durch das Betrachten und Berühren einzelner Gegenstände. Die Kinder entwickelten da schon erste Schreibideen, um in der Ausstellung ihre eigene Fabelwelt zu erfinden.

Begriffe wie: „steinreich“ zu ergründen? Den Ursprung von: „auf den Hund gekommen“ erleben. Einen historischen „Donnerbalken“ sehen.

Bestiarien waren im Mittelalter Bücher, die in Bildern und Texten von Abenteuern gütiger Einhörner und mutiger Drachen erzählten. Die Menschen nahmen sich an den Eigenschaften der Tiere ein Beispiel. Ansatz der Ausstellung ist es, dass wir die Tiere vor Urbanisierung und Klimawandel schützen sollten, damit sie nicht zu Wesen der Vorstellung werden wie Einhörner und Drachen.

Suzan Kizilirmak

Am Ende der gemeinsamen Arbeitswoche bekamen die Kinder jeder ein eigenes BESTIARIUM mit ihren Fabeln und der ihrer Mitschüler:innen. Gleich zu Beginn, mit Jana´s Arbeitsweise, wurde der Grundstein gelegt über die Bilder und Geschichten in einen neuen Dialog zu treten.

Suzan Kizilirmak

Das Konzept ist an die Werke der Künstlerin Valentina Murabito und die Kuratorin Suzan Kizilirmak gebunden. Kooperationspartner waren das Gotische Haus – Zitadelle Museen Ausstellungen, die (Kunstbastion) Jugendkunstschule Spandau und die Naturschutzstation Hahneberg. Der Projektfond Kulturelle Bildung hat das Programm gefördert.