Monika Littau: Von der Rückseite des Mondes


Mo Li – Poet in Residence

ist eine Forscherseele. Redet nicht ausufernd, macht. Und dann beschäftigt das Ergebnis. Oder? Natürlich. So wie Mara in Traumvariationen, eine Chinesische Miniatur, aus dem Neuesten von Monika Littau. 2017 wurde Monika Littau an die Ocean University of China nach Quingdao als Poet in Residence geladen und wandelte sich auf dieser Reise zu Mo Li, denn Li Mo soll es nun wirklich nicht heißen, um sich anzunähern. „Ihre Miniaturen wollen einen lyrisch-literarischen, manchmal reportagenhaften Zugang zur Gegegenwart im Reich der Mitte, dem Übermorgenland geben. … “ hieß es kürzlich in der Dorstener Zeitung. Sie erzählt von ihren Begegnungen mit den Studentinnen, dem Land, ihren Träumen, den Ideologien einer Gesellschaft auf der Rückseite der Erde, wo die Frauen die Hälfte des Himmels tragen und
Eine Europäerin unter fremden Bäumen versucht zu verstehen, was chinesisch ist. Aber je mehr sie das Typische fassen will, desto vielschichtiger wird das Bild.
Das ist verständlich, denn sie selbst ist ebenso vielschichtig, sodass es nicht verwundert, dass Dinge, die sie betrachtet, sich vor ihr in all ihren Facetten aufblättern müssen. Monika Littau lässt uns teilhaben, an diesen Prozessen, an ihrer Suche nach dem Typischem im Fremden. Ich höre mit ihr das chinesisch-englische Kauderwelsch am Flughafen, lese mich durch ihren Versuch zu verstehen, lache mit der Eisbrecherin, die schlussendlich ihren scheinbar einfachen Eingangstext singt, bis alle klatschen. Stehe neben ihr unter dem Sonnenschirm, den die Studentinnen abwechselnd halten, ohne dass sie darum bat, weil sie beschirmt gehört. Aus Respekt. Ich folge ihr sogar neugierig in eine Seitenstraße zu …
„Aus Bruchstücken setzt sich ein chinesisches Mosaik, des Einzigartigen, der Gegensätze und des Gleichgemachten zusammen. “ (Dorstener Zeitung). Dem Vielvölkerstaat mit Wissenslust zu begegnen, führt mich von Mosaikteilchen zu Mosaikteilchen, hinein in dieses goldene Buch und unweigerlich stelle ich Überlegungen an und vergleiche. Beispielsweise zum Thema Frauen. Sind wir Europäerinnen im Vergleich zu Chinesinnen emanzipiert oder nicht? Die chinesische Kollegin ist da klarer. Sie wünscht sich eine Entwicklung wie in Europa. Zuverlässig leuchtet der entfernte Himmel aus dem Buchinneren, wenn ich darin lese
Warum lächeln die Studentinnen und zeigen das Victory-Zeichen? Was ist für sie wichtig, außer dem Aufstieg zu Wohlstand? Welche Rolle spielen dabei Familie, Bildung, Philosophie, Religion oder die Partei? Und ist es nicht immer das Menschliche, Allzumenschliche, das – überall auf der Welt – das Verhalten motiviert?
Ausgangsfragen bei denen die Leser gleichzeitig Lehrende und Lernende sind, so wie Monika mit ihren Studentinnen und die mit ihr. Auf der Suche nach der Essenz. Der Wahrheit im Verborgenen.
Sie geben sich andere Namen. Sie kommen uns entgegen. Sie möchten, dass wir sie nicht vergessen. Und sie wollen sich verbergen, inkognito. … Ich entdecke wie bei einer Matroschka, dass in Sophie, Xias-hui steckt, was so viel wie Morgen Weisheit bedeutet. Lina ist Tian, d.h. süß. Alina Wei – eine duftende Blume und ein starker Wille. … Und nun, da ich die große Anpassungfähigkeit der Studentinnen kennengelernt habe, schlage ich vor, dass auch ich ihnen sprachlich entgegenkomme. Klingt nicht die Abkürzung meines Namens Mo Li ziemlich chinesisch? … Tuscheln, Aufregung unter den Studentinnen. „Mo Li heißt Jasmin“, sagen sie, „und es gibt sogar ein Lied. …“
Dem Bacopa Verlag verdanken wir, an der Wandlung teilhaben zu können. Das Buch ist in Komplementärfarben getaucht, mit Monika Littaus eigenen Fotos bereichert, die zwar vor Ort entstanden, aber durch die Filter eine ebensolche Veränderung ins Allgemeingültige vollzogen, wie der literarische Blick auf ein persönliches Wagnis. Es ist ein Buch vom Ankommen. Ein Buch für China-Interessierte. Ein Buch, auf das ich gewartet habe. Es sind,
… literarische Momentaufnahmen viele Beobachtungen und mehr Fragen als Antworten. Die Fragen jedoch führen zum chinesischen Traum und zu ihren Träumern, die auch auf der Rückseite des Mondes spazieren gehen. Es öffnet sich der Wald und wir treten auf die Lichtung globaler Seelenräume.

Einladung zur Lesung und Buchpremiere

Von der Rückseite des Modes. Chinesische Miniaturen Sonntag, den 15. September 2019, 11 Uhr Kulturkneipe in der Brotfabrik, Kreuzstr. 16, 53225 Bonn Einleitende Worte: Dr. Marc Hermann Musikalische Begleitung: Junxi Zhang (Pipa)
Foto by Monika Littau

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